Ausgedient und ausrangiert - Charlie aus dem Welpenhandel befreit!

Posted by Stephanie_Schoen at 15:11 am 25.07.2024

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„Drei Engel für Charlie“. Der bekannte Filmtitel beschreibt treffend die Rettung von Malteser-Terrier Mischling Charlie. Der liebenswerte Rüde wurde in den letzten Jahren zur Welpenproduktion gehalten, um den Verkäufern Geld zu bringen. Doch nun war Charlie seinen Besitzern lästig geworden: Er bellte viel und markierte in der Wohnung, weshalb er ständig eine Windel tragen musste. Aus dieser Situation konnten wir den kleinen Kerl befreien und ihm ein neues Leben schenken.

Eigentlich waren wir aus einem ganz anderen Grund bei Charlies Halterin: Sie hatte auf einem Online-Portal wiederholt Malteserwelpen zum Verkauf angeboten. Unter dem Vorwand, dass wir Kaufinteresse an den Tieren hätten, suchten Lockvögel von Animal Care ihre Wohnanschrift in Hamburg auf. In der Wohnung befanden sich neben zwei Welpen auch das vermeintliche Muttertier, Charlie und eine Rassekatze, die ebenfalls zur Zucht gehalten wurde. Der Fußboden war gezeichnet von eingetrockneten und frischen Urinflecken, die einen beißenden Geruch hinterließen. Die Hunde wirkten verängstigt, und das Muttertier wurde sofort in einen Nebenraum gesperrt. Die präsentierten Welpen sollten laut Verkäuferin 10 Wochen alt sein; zwei Tiere aus dem aktuellen Wurf hätten bereits den Besitzer gewechselt. Zu den Altersangaben kamen uns erhebliche Zweifel. Wir schätzten die Welpen deutlich jünger, und Papiere zu den Tieren existierten nicht. Eine Impfung oder Wurmkur hatten die Welpen bisher nicht erhalten, und die Verkäuferin wollte dies auch nur machen lassen, wenn potenzielle Käufer einen Aufschlag von 150 Euro zum gewünschten Kaufpreis von 750 Euro zahlen würden. Die Welpen hatten noch nie etwas anderes als das Zimmer in der Wohnung kennengelernt, und einen Tierarztbesuch gab es bisher auch nicht. Dann kam es noch schlimmer: Die Verkäuferin gab an, ihre Welpen ab einem Alter von sechs Wochen zu verkaufen. Dass eine so frühe Trennung vom Muttertier und von den Wurfgeschwistern fatal sein kann, meinte die Verkäuferin besser zu wissen, und machte sich mit dieser Handlung strafbar. Hier werden Welpen produziert, die völlig isoliert und reizarm aufwachsen, verängstigt sind und auf Berührungen so schreckhaft reagieren, dass sie aufschrien.

Charlie hingegen zeigte sich gegenüber unseren Lockvögeln so anschmiegsam, dass er ihnen gar nicht mehr von der Seite weichen wollte. Ganz anders verhielt er sich gegenüber dem Tierhalter, vor dem Charlie deutlich Angst hatte. Weil Charlie in der Wohnung zu viel markierte, trug er eine Windel, die zu großem Juckreiz führte. Immer wieder versuchte er sich darunter zu kratzen. Der kleine Kerl hatte teilweise verfilztes Fell und ein viel zu enges Zeckenband um den Hals geschnürt. Während des vermeintlichen Verkaufsgesprächs für die Welpen machte die Verkäuferin schließlich deutlich, dass ihr Charlie so lästig sei, dass sie ihn loswerden wolle. Sie habe ihn selbst vor zwei Jahren über ein Online-Portal erworben. Er habe fleißig Welpen gezeugt, würde nun aber zu viel bellen und in die Wohnung pinkeln. Sogar eines der anwesenden Kinder der Verkäuferin bestärkte: Charlie solle weg!

Dann geschah etwas, was uns im Rahmen unserer Einsätze im Welpenhandel so noch nicht passiert ist. Man fragte uns, ob wir Charlie nicht einfach haben wollten. Geschenkt. Einfach so, Hauptsache weg. Als unsere drei Lockvögel tatsächlich mit Charlie im Auto saßen, konnten wir es immer noch nicht fassen, waren aber überglücklich, dem kleinen Kerl nun ein neues Leben schenken zu dürfen. Ein Leben ohne Windel, mit ausgiebigen Spaziergängen an der frischen Luft, ohne Auftrag zur Welpenproduktion und als vollwertiges, geliebtes Familienmitglied!

Die Zustände zur Haltung der Tiere und die möglicherweise strafrechtlich relevanten Welpenverkäufe haben wir beim zuständigen Veterinäramt gemeldet.