Hamburger Tierschutzkongress 2025

Posted by Stephanie_Schoen at 09:02 am 13.01.2025

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Am 10. Januar 2025 fand der Hamburger Tierschutzkongress statt, ein zentrales Event für alle, die sich dem Schutz von Tieren verschrieben haben. Mit 33 Expert:innen und sieben Paneldiskussionen deckte der Kongress ein breites Spektrum an Themen ab, darunter auch ein besonders brisantes: „Illegaler Welpenhandel – Kampf gegen organisierte Kriminalität“. Unser Verein Animal Care war hier durch unsere Vorsitzende Sina Hanke vertreten, die ihre Expertise in einer spannenden und aufschlussreichen Podiumsdiskussion einbrachte.

Die Paneldiskussion: Wo Tierschutz und Behörden aufeinandertreffen

Die 1,5-stündige Diskussion wurde live auf YouTube gestreamt und ist weiterhin verfügbar: YouTube-Video ansehen. Auf dem Podium saßen neben Sina Hanke auch Saskia Dauter von Vier Pfoten, eine Amtsveterinärin und ein Vertreter der Hamburger Polizei. Ziel der Diskussion war es, die Herausforderungen beim Kampf gegen den illegalen Welpenhandel aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten.

Schnell wurde deutlich: Während Tierschutzorganisationen wie Animal Care eine Schlüsselrolle bei der Aufdeckung illegaler Aktivitäten spielen, fehlt es an der Unterstützung durch die zuständigen Behörden.

Herausforderungen im Tierschutz

Tierschutzorganisationen können illegale Welpenverkäufe aufdecken, als vermeintliche Käufer auftreten und Hinweise sammeln. Doch hier endet ihr Einfluss. Die Sicherstellung von Tieren, das Festhalten von Personalien oder die strafrechtliche Verfolgung liegen allein in der Verantwortung der Behörden. Laut Sina Hanke gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den Hamburger Behörden allerdings schwierig – eine Erfahrung, die auch Saskia Dauter und einige Wortmeldungen aus dem Publikum bestätigten.

Behördliche Perspektiven: Kapazitätsprobleme und Kommunikationslücken

Die Vertreter:innen der Behörden lieferten Einblicke in ihre Arbeit – und deren Grenzen. Das Veterinäramt wies darauf hin, dass es unter erheblichem Personalmangel leidet und den Welpenhandel aufgrund anderer dringender Aufgaben oft nicht priorisieren kann.

Die Polizei Hamburg hingegen behauptete, sie sei gut aufgestellt, um solche Fälle zu bearbeiten. Doch Sina Hanke und viele andere Aktivist:innen berichteten von ganz anderen Erfahrungen. So ist die zuständige Polizeistelle nach 16:30 Uhr nur noch über eine Bandansage erreichbar. Zudem betonte die Polizei, dass die Einschätzung von Schmerzen, Leiden oder Schäden bei Tieren allein beim Veterinäramt liege – das jedoch, wie zuvor erwähnt, oft keine Kapazitäten für solche Prüfungen hat.

Kein Schulungsbedarf?

Ein besonders kritischer Punkt der Diskussion war das Angebot von Vier Pfoten, die Polizei zu schulen. Saskia Dauter betonte, dass Vier Pfoten bereits Europol in diesem Bereich unterstützt. Die Hamburger Polizei lehnte jedoch ab und verwies darauf, dass mögliche Schulungsbedarfe durch die Veterinärämter gedeckt würden. Hier drängt sich die Frage auf: Wie soll eine Institution, die selbst an ihren Grenzen operiert, auch noch die Polizei schulen?

Unsere Forderungen: Hamburg muss handeln!

Der illegale Welpenhandel ist unbestritten eine Form der organisierten Kriminalität. Dennoch wird er in Hamburg weder als solche verfolgt noch konsequent geahndet. Wir fordern:

  • Schulungen für die Polizei, damit diese in der Lage ist, Fälle von Tierleid selbstständig zu erkennen und zu beurteilen.
  • Eine unabhängige Anlaufstelle für Welpenhandel in Hamburg, die als zentrale Koordinationsinstanz dient und sich nicht auf Kapazitäten von Polizei oder Veterinäramt verlassen muss.
  • Eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe zwischen Tierschutzorganisationen und Behörden – wie sie in anderen Bundesländern längst funktioniert.

Nach der Diskussion: Unfassbare Empfehlung

Im Anschluss an die Diskussion führte Sina Hanke ein Gespräch mit dem Vertreter der Hamburger Polizei. Das Ergebnis: Die Polizei riet Animal Care, unsere Einsätze gegen den Welpenhandel einzustellen. Diese Empfehlung ist ein Schlag ins Gesicht all derer, die sich tagtäglich für den Schutz von Tieren einsetzen. Sie verdeutlicht, wie dringend Reformen in Hamburg nötig sind.

Ein Armutszeugnis für die Behörden

Es ist ein erschreckendes Armutszeugnis, dass Tierschutzvereine wie Animal Care, die ausschließlich durch Spenden finanziert und von Ehrenamtlichen getragen werden, eine Aufgabe übernehmen müssen, die eigentlich in der Verantwortung des Staates liegt.

Die Bürger:innen spenden Geld, um den Kampf gegen den illegalen Welpenhandel zu finanzieren, während der Staat seiner Pflicht, diese kriminellen Machenschaften zu unterbinden, nicht nachkommt. Dabei handelt es sich nicht nur um Tierquälerei, sondern auch um organisierte Kriminalität, die oft mit Steuerhinterziehung, Betrug und dem Verkauf von Tieren mit gefälschten Papieren einhergeht. Es ist die Aufgabe des Staates, Bürger:innen vor solchen Machenschaften zu schützen – nicht die von gemeinnützigen Organisationen, die über keine hoheitlichen Befugnisse verfügen.

Was wir jetzt brauchen

Hamburg muss endlich Verantwortung übernehmen! Es reicht nicht, den illegalen Welpenhandel als Randthema abzutun. Wir fordern eine klare Strategie, echte Zusammenarbeit und die Bereitstellung von Ressourcen, um das Leiden der Tiere zu beenden.

Jeder Welpe, der illegal verkauft wird, ist ein Opfer von Profitgier und Gleichgültigkeit. Gemeinsam können wir das ändern – aber nur, wenn alle an einem Strang ziehen.